Turbo trifft Zukunft: Wie zwei Brüder ihren DRM-Traum leben – mit E-Fuel

Beim DRM-Revival des Oldtimer-Grand-Prix 2025 starten Björn und Georg Griesemann unter anderem mit einem spektakulären Gruppe-5-Porsche – und mit einer Mission: Sie beweisen, dass sich historische Faszination und CO₂-neutrale Technologie nicht ausschließen müssen.

Ein Kindheitstraum wird wahr: Björn und Georg Griesemann, Brüder und Unternehmer aus dem Rheinland, treten beim diesjährigen DRM-Revival gleich mit mehreren höchst sehenswerten Fahrzeugen an – darunter ein Porsche 935 K3, der zu den berühmtesten Silhouettenautos der Gruppe 5 zählt. Der spektakuläre Kremer-Porsche mit Startnummer #71 ist das Herzstück ihres Engagements. Ergänzt wird der Einsatz im DRM-Revival durch einen Porsche 911 RSR. Alle Fahrzeuge eint nicht nur ihre glänzende Historie, sondern auch ein zukunftsweisender Antrieb: synthetischer Kraftstoff aus einer semi-industriellen Versuchsanlage. Selbst der Ford GT4 von 1965, den die beiden in der Historic Championship ’65 einsetzen, rennt damit CO₂-neutral.

Spektakulär ist der Einsatz im harten Feld des DRM-Revivals, das als Hochburg historischer Performance gilt. Die Turbo-Capris aus der ehemaligen Zakspeed-Schmiede sind die Gegner, an denen sich jeder messen muss, der aufs Podium will. „Gegen einen Capri mit einem 935er im Sprint anzutreten, ist eine Herausforderung“, weiß Georg Griesemann – und nimmt sie mit Freude an.

Gruppe-5-Legende aus Köln: Der K3-Porsche und seine Geschichte

Das Fahrzeug, das die Griesemanns einsetzen, ist kein beliebiger K3 – es ist ein Exemplar auf dem letzten Entwicklungsstand der Kremer-Brüder aus Köln, gebaut mit Unterstützung von DP Motorsport. „DP war damals der Aufbaupartner für Kremer. Der legendäre Designer Eckhard Zimmermann hat unser Auto mitgestaltet – und an genau diesem Wagen noch mitgearbeitet“, erzählt Georg Griesemann. Das Chassis selbst blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück: Ursprünglich fuhr der Wagen bei Bergrennen und Straßenveranstaltungen in Italien. Vor zwei Jahren begann der vollständige Neuaufbau – zurück zur Rohkarosse, dann behutsam zum finalen Kremer-Stand. „Das Auto ist ein Traum. Wenn der Ladedruck einsetzt – das ist echtes Turbo-Feeling“, sagt Georg. „Keine elektronischen Fahrhilfen, die Bremse ist diffizil – und will gut dosiert werden.“

Mit dem Vater an der Strecke – Faszination DRM seit der Jugend

Die Verbindung zur DRM begann für die Brüder früh. „Wir fuhren schon als Jugendliche mit unserem Vater an die Rennstrecke“, erinnert sich Björn. Nun tummelt er sich mit seinem Bruder selbst inmitten des Starterfeldes, das eine Zeitreise durch die goldene Ära des deutschen Motorsports ist: Vom Ford Capri Turbo über BMW 320 Gruppe 5 bis Opel Manta oder De Tomaso Pantera – hier rollt an, was damals in Hockenheim und auf dem Nürburgring Geschichte schrieb.

Von der Produktionsanlage auf die Rennstrecke: E-Fuel im historischen Motorsport

Beide Brüder leiten ein international tätiges Unternehmen, zu dessen Schwerpunkten auch der Bau von Kraftstoffproduktionsanlagen gehört. Ihr berufliches Know-how im Bereich alternativer Treibstoffe fließt direkt in ihr motorsportliches Engagement ein. „Wir fahren hier mit 100 Prozent E-Fuel – im K3, im RSR und im Ford GT40, den wir in Rennen 7 bewegen“, erklärt Georg Griesemann. Der synthetische Kraftstoff stammt von der Firma Coryton, teils aus einer semi-industriellen Versuchsanlage der TU Bergakademie Freiberg. Dort wird in enger Zusammenarbeit mit der Industrie an der Skalierung und Praxistauglichkeit von synthetischen Kraftstoffen geforscht. Für die Griesemanns ist der Einsatz auf der Rennstrecke Teil dieser Erprobung: „Wir testen unterschiedliche Motorenkonzepte – vom turbogeladenen Sechszylinder bis zum hochdrehenden V8 mit Vergasern – unter realen Bedingungen“, so Georg.

Die Idee dahinter ist klar: Was im Motorsport funktioniert, hält auch im Alltag. Deshalb engagieren sich die Brüder nicht nur im modernen GT4-Sport – wo sie das E-Fuel bereits bei den diesjährigen 24h Nürburgring auf der Nordschleife erfolgreich eingesetzt haben – sondern übertragen das Konzept nun auch auf historische Fahrzeuge. Für uns ist das mehr als ein Hobby“, sagt Björn Griesemann – es ist eine Haltung. „Wir wollen zeigen, dass CO₂-neutrale Mobilität auch mit klassischen Fahrzeugen funktioniert – ohne Umbauten, ohne Einschränkungen. Einfach tanken und losfahren.“