Das DRM-Revival (Rennen 2) gehört beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix zu den populärsten Läufen des Wochenendes, schließlich gibt es hier gleich reihenweise legendäre Fahrzeuge zu sehen. Dazu gehört ein unvergessenes Auto, das BWT-Mücke Motorsport einsetzt: Teamchef Peter Mücke fährt den Zakspeed-Ford Capri, der Klaus Ludwig 1981 den Meistertitel in der DRM einbrachte, zusammen mit seinem Sohn Stefan. Beide teilen nicht nur die Leidenschaft für modernen Motorsport – sondern auch die Begeisterung für die Restaurierung und den Einsatz klassischer Renntourenwagen. Und so können die Besucher am Nürburgring in diesem Jahr auch zwei Neuzugänge in der Flotte des Berliner Rennstalls bewundern, die bei vielen Fans mindestens ebenso populär sind. Es sind der Ford Mustang 5,0 GT DTM, der einst von den Ruch-Brüdern eingesetzt wurde sowie ein DTM-Opel Calibra, den ehemals von Keke Rosberg im Tourenwagen-Oberhaus gefahren wurde.

Der „Klassiker“ beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix (und auch für das Rennteam) ist dabei der DRM-Capri, der den mittlerweile 75-jährigen Teamgründer Peter Mücke nach wie vor ins Schwärmen bringt. „Es ist für mich immer wieder sensationell, was da 1980 auf die Räder gestellt wurde. Man darf nicht vergessen: Wir fahren mit diesem Auto ähnliche Rundenzeiten, wie die heutige DTM.“ Der verhältnismäßig leichtgewichtige Zweiliter-Turbo mit der günstigen Aerodynamik macht den rennfahrenden Klassikexperten Spaß: „Der Capri ist sauschnell, aber man muss sich auf ihn auch einstellen“, sagt Mücke. „Die Zeitabläufe in diesem Auto sind extrem kurz, weil er einfach so schnell ist. Was man sich über Jahre im Tourenwagen erarbeitet hat, kann man eigentlich direkt wieder vergessen – das ist ein Sportwagen. Aber egal ob Stefan oder ich gefahren sind: Wenn wir aussteigen sagen wir beide immer wieder ‘Mensch, war das geil’.“

Vor allem eines braucht derjenige, der Fahrzeuge wie den DRM-Capri auf die Strecke bringt: Einen langen Atem: „Für diese Autos gibt es keine Ersatzteile“, sagt Peter Mücke. „Wir können glücklicherweise heute praktisch jedes Teil selbst nachbauen – das war am Anfang nicht so und hat uns viel Kopfzerbrechen bereitet. Aber für solche Fahrzeuge gibt es eben keine Originalteile und was man bekommt, das ist meist schon Schrott.“ Deshalb braucht es auch immer wieder Jahre, bis das historische Fahrzeug wieder rennbereit und wettbewerbsfähig ist. Mücke: „Für den Capri haben wir knapp zehn Jahre gebraucht. Das war natürlich extrem. Aber auch im besten Fall ist es kaum unter drei Jahren zu schaffen.“

Der DTM-Opel Calibra und auch der Ford Mustang kamen als Kundenaufträge zum Team, das die Autos auch Dank seines guten Netzwerks ergattern konnte. „Wir schauen uns natürlich die Fahrzeuge sehr genau an und prüfen auch die Originalität“, sagt Peter Mücke. „Wenn alles passt und der Kunde es auch will, dann holen wir das Fahrzeug und revidieren es oder bauen es ganz neu auf.“ Reinsetzen und Knopf drücken – das funktioniert leider nie. Für den Fünfliter-Ford musste Stefan Mücke dabei ausnahmsweise nicht einmal Berlin verlassen: „Der Mustang ist ein Kundenauto, den wir direkt von Gerd Ruch bekommen haben. Letztlich ist er das letzte noch von einem Privatmann gebaute DTM-Fahrzeug. Danach gab es in der Serie nur noch Werksfahrzeuge“, so Stefan Mücke. Den Mustang fährt nun Guido Momm in seiner ersten Saison im historischen Sport (Startnummer #22). „Das Auto ist ein echter Publikumsliebling, den wir nun bei den Einsätzen Stück für Stück weiter aussortieren. Das gehört natürlich dazu.“ Gerd Ruch begleitete die Restauration seines alten Gefährts übrigens auch persönlich. Alte Liebe rostet eben nicht.

Etwas weiter geriet da die Anreise für den Opel Calibra, den das Team in Skandinavien auftrieb. „Auch der Opel hat eine große Fan-Gemeinde“, weiß Stefan Mücke. „Deshalb liegt uns auch dieses Auto sehr am Herzen. Wir haben ihn seit dem vergangenen Winter im Haus und sind noch am aussortieren. Wir hoffen aber, dass wir ihn am Samstag hier auf die Strecke bringen können.“ Neben dem Rosberg-Opel setzt das Team auch eine Reihe weiterer Fahrzeuge ein – und genau das macht die Aufgabe besonders anspruchsvoll: Es ist eine Mischung an Modellen und Herstellern, die aber natürlich auch gerade den Reiz ausmacht. Peter Mücke schildert: „Ich habe Glück, dass mein Sohn Stefan wirklich von A bis Z den ganzen Prozess beherrscht und auch noch ein sehr guter Rennfahrer ist. Für jedes Auto braucht man aber auch einen Spezialisten, der alles am Fahrzeug aus dem Effeff kennt. Den Capri-Mann kann ich nicht an den Sierra schicken und den Sierra-Spezialisten nicht an den Calibra. Das würde nicht klappen, und das macht es sehr aufwändig.“