Die historischen Formel-1-Fahrzeuge der Masters Racing Legends gehören an diesem Wochenende zweifellos zu den Stars auf der Strecke. Mit den Monoposti der Cosworth-Ära verbinden viele Zuschauer Erinnerungen und Emotionen – und auch die Piloten haben zu diesen Fahrzeugen eine besondere Beziehung. Zu den deutschen Vertretern im Feld gehört diesmal auch der dreifache Le-Mans-Sieger Marco Werner, der im Lotus 87B von 1981 im Qualifying auch die Pole vor dem Briten Steve Hartley im McLaren MP4/1 von 1982 holen konnte. Der gebürtige Dortmunder ist beim Blick auf das Starterfeld sehr respektvoll: „Diese Autos sind schon toll“, nickt er anerkennend. „Da muss man immer wieder sagen: Kompliment an die Fahrer, die in dieser Serie antreten. Ich selbst war ja lange im Profisport unterwegs und habe immer noch meine Freude daran. Aber jemand wie Steve Hartley ist ja zunächst einmal Privatmann. Er hat ein Top-Auto, aber das Potenzial muss man erstmal nutzen können. Da ziehe ich den Hut, was diese Leute da hinbekommen. Das ist ein schöner Sport.“
Das zeigte sich auch im ersten Rennen des Wochenendes am Samstag, als Werner die Pole zwar beim Start nutzte und in Führung ging, diese aber schnell wieder verlor. „In der Goodyear-Kehre begannen Aussetzer, sodass Hartley vorbeigehen konnte. Die Aussetzer wiederholten sich noch zwei oder drei Mal, dazu kamen dann früh Vibrationen hinten links und am Ende fiel das Bremspedal durch: ich konnte das Auto schließlich nur noch nach Hause tragen und wurde bis auf Platz vier nach hinten durchgereicht. Klar, ich hätte auch in die Box fahren können – aber eigentlich war alles sicher. Nur war es eben nicht mehr möglich, auf Pace zu gehen.“ Dennoch macht der Gaststart im Feld der legendären Formel-1-Fahrzeuge dem Rennprofi sichtlich Spaß. „Vermutlich sind wir gar nicht viel langsamer als die Fahrer seinerzeit. Uns kommt heute natürlich zugute, dass die Strecke heute ganz anders ist als sie in den 70ern und 80er waren. Da standen ja noch, bildlich gesprochen, rechts und links von der Piste die Bäume. Heute sind hier überall ganz andere Sicherheitszonen, sodass man etwas mehr riskieren kann.“
Der Wahl-Schweizer kann an diesem Wochenende insgesamt nicht über mangelnde Beschäftigung klagen, denn Werner fährt auch im Feld der Masters Endurance Legends mit, wo sich die jüngsten Klassiker des Wochenendes treffen. Hier holte er im Lola LMP2 B12/80 beim ersten Rennen am Samstagvormittag den Sieg vor dem Ligier LMP2 von Stuart Wilshire. „Der LMP2 ist ebenso wie das Formel-1-Auto aus der ’black and gold’-Collection von Chorme Cars. Es war ein feines Rennen und ein spannender Kampf, ich denke, dass wir den Zuschauern etwas bieten konnten.“ Werner, der inzwischen im motorsportlichen „Unruhestand“ ist, erinnert das Fahrzeug an seine aktive Zeit: „Er wurde knapp nach meinen letzten Profirennen gebaut – 2012. Das ist also ein recht aktuelles Auto, das natürlich Riesenspaß macht und eine Reise zurück in meine eigene Sportwagenvergangenheit mit Audi ist.“ Die Frage liegt nahe: Wie fällt der Vergleich zwischen dem Cosworth-befeuerten Monoposto und dem weitaus moderneren Sportwagen-Boliden aus? „Er hinkt natürlich einerseits“, antwortet Werner da. „Andererseits bewegen sich die Rundenzeiten beider Serien in einem ähnlichen Bereich. Interessanterweise ist das Gefühl im Cockpit ganz anders. Im LMP-Auto geht es so fix um die Ecken, dass man irgendwann glaubt, Probleme mit den Halsmuskeln zu bekommen. Die Formel-1-Autos machen die Zeit auf der Geraden und über das geringe Gewicht. Es sind ganz unterschiedliche Konzepte auf die man sich einstellen muss.“