Geschichte in Bewegung: Wenn Bentley,
Lagonda & Co. den Nürburgring erobern

Sie sind die ältesten Fahrzeuge des Wochenendes – viele von ihnen fast so alt wie der Nürburgring selbst: Bei der Vintage Sports Car Trophy rollen Automobile aus den 1920er bis 1940er Jahren auf den Grand-Prix-Kurs und die Nordschleife. Historische Rennsporttechnik, beeindruckende Karosserien, wuchtige Motoren. Früher fast ausschließlich das Terrain eingefleischter Klassik-Kenner, zeigt sich heute ein neues Bild: Auch junge Fahrer steigen ein und halten das Erbe der Bentley Boys, Lagonda-Enthusiasten oder Alfisti mit Leidenschaft lebendig. Die Fahrzeuge treten ohne sportliche Wertung an – aber mit einem abwechslungsreichen Fahrprogramm, das auch den Fans viele Gelegenheiten bietet, die raren Automobile aus nächster Nähe zu erleben.

Fahrer aus ganz Europa

Die Teilnehmer reisen aus ganz Europa an, um mit ihren Preziosen am Nürburgring dabei zu sein. Aus England kommt zum Beispiel David Ayre (#11) mit seinem 1931er-Bentley 8 Litre – einem der luxuriösesten Serienfahrzeuge der Vorkriegszeit. Für ihn war es die Premiere auf der Nordschleife: „Ich war noch nie hier auf dem Nürburgring. Also brauche ich den Kick.“ Ebenfalls aus Großbritannien ist Jack Morley (#10) mit seinem 2-Liter-Lagonda angereist. Geboren 1996, fährt er ein Fahrzeug, das fast 70 Jahre älter ist als er: „Man muss den Klassiker richtig fahren, nicht wie ein modernes Auto, das für dich fährt.“ Weitere internationale Gäste sind etwa Miroslav Krejsa (#52) aus Tschechien mit seinem Wolsley Hornet Supercharge von 1932 sowie Stefan Buser (#32) aus der Schweiz im MG PB Q Type von 1936.

Tradition auf eigener Achse

Auch wenn die meisten Fahrzeuge heute auf dem Anhänger zum Ring gebracht werden, gibt es Ausnahmen, die eine alte Tradition aufrecht erhalten: Ewald Sprey (#8) etwa reist mit seinem Bentley 4,5 Litre Le Mans aus dem Jahr 1929 auf eigener Achse an – über 300 Kilometer aus dem Münsterland. „Es ist wie früher: hinfahren, Gas geben, heimfahren. So wie es sich gehört“, sagt er. Sein Wagen: ein Cricklewood-Bentley, Baujahr 1929. „Mit Königswelle, Doppelzündung, Stangenbremse. Das war damals High End“, so Sprey, der allerdings auch von den Tücken der Technik berichtet: „Ich bremse über Stange, habe also noch keine Seilzüge. Kein Gang ist synchronisiert. Und die Lenkung ist die eines Lastwagens. Deswegen hat ja damals Ettore Bugatti über die Bentleys gesagt, sie bauten die schnellsten Lastwagen der Welt.“

Ein BMW für drei Generationen

Der traditionsreichste Teilnehmer der Vintage Sports Car Trophy ist der treueste Starter des gesamten BELMOT Oldtimer-Grand-Prix: Uli Sauer (#1) aus Iserlohn ließ keine der bislang 51 Auflagen des Events aus und greift auch an diesem Wochenende wieder ins Volant. Er kennt den OGP von Beginn an. Heute sitzt auch die nächste Generation im Cockpit: Seine Enkelin Anna Sauer teilt sich mit ihm den BMW 328 von 1938. „Ich war in der Familien-Fahrschule Sauer“, sagt sie lachend. „Zwischengas und all das – das lernt man nicht in der Fahrschule. Aber mein Opa hat mir vertraut.“ Beide sind sich einig: Moderne Autos haben ihre Reize – aber gegen das Fahrgefühl des BMW ist das alles kalter Kaffee. Auch deshalb gab es für Enkelin Anna im vergangenen Jahr auch nur eine Wahl, als es um das passende Gefährt für die Hochzeit ging: Braut und Bräutigam vertrauten natürlich auf den BMW 328 der Familie!

Viele weitere Highlights aus der Vorkriegszeit

Zu den weiteren automobilen Höhepunkten auf der Starterliste zählen ein seltener Alfa Romeo 8C 2300 MM Spyder, der in den 1930er-Jahren bei der Mille Miglia und in Le Mans siegreich war, sowie ein originaler Bentley 4,5 Litre Blower – das legendäre Kompressormodell aus der Cricklewood-Ära. Beide Fahrzeuge stehen beispielhaft für die technische Raffinesse und den sportlichen Anspruch der Vorkriegszeit, die immer wieder zu den Genen der Vintage Sports Car Trophy gehören.