Zur Vielfalt und Faszination des Oldtimer-Grand-Prix trägt traditionell das Rennen der Sportwagen bei, das immer wieder ein bemerkenswertes internationales Feld voller traumhafter Automobile aufbietet. Traditionell ausgeschrieben für Fahrzeuge aus den 50ern öffnete sich der Lauf in den vergangenen Jahren behutsam für jüngere Jahrgänge – und wird diesen Weg wohl auch in Zukunft fortsetzen.
Wohin das Auge blickt, bietet das Rennen der zweisitzigen Sportwagen und GTs traumhafte Fahrzeuge. Porsche 904 und RS61 Spider, Mercedes-Benz 300 SL und Maserati A 6 GCS vereinen sich hier in einem stark besetzten und äußerst vielfältigen Starterfeld. Die vorderen Positionen besetzen im Qualifying Rennwagen vom Beginn der 60er-Jahre. Die Pole eroberten dabei die Dänen Martin Borch- Christensen und Palle Birkelund Pedersen in der kleinen Ginetta G4R von 1965, die damit an eine zeitgenössische Wirkungsstätte zurückkehrte. Denn das Fahrzeug war eine von zwei Ginettas, die bei einem internationalen Weltverbandsrennen eingesetzt wurden und fuhr 1965 hier am Ring beim 1000km-Rennen. „Es ist ein wundervoll einfach zu fahrendes Auto, und der Nürburgring ist eine exzellente Strecke für so ein kleines Auto“, schwärmte Palle Birkelund Pedersen vor dem Start. „Dennoch zweifle ich ein wenig, ob wir eine Chance gegen die vielen schnelleren Autos im Feld haben. Unser Vorteil ist allerdings, dass wir zwei schnelle Fahrer sind. Und am Ende gilt natürlich der alte Spruch: ’To finish first you first have to finish’.”
Gleich nebenan stand in der Startaufstellung ein echtes Unikat: Mit ihrem Aston Martin DP 214 erobten der Brite Simon Hadfield und Paul Friedrichs Platz zwei im Qualifying. Der Sport-Prototyp von 1963, der damals vom Werk in Le Mans eingesetzt wurde, ist das einzig noch existierende von ehemals zwei gebauten Exemplaren. „Natürlich hat man immer den historischen Wert solcher Fahrzeuge im Hinterkopf, und trotzdem kribbelt natürlich der sportliche Vergleich mit den Wettbewerbern in den Fingern“, sagt Paul Friedrichs. „Es ist ein absoluter Traum, mit diesen Autos in den Abend hinein zu fahren. Das Rennen ist immer wieder ein Highlight – gerade auch durch den Lichtwechsel. Toll, in einem Feld mit diesen superschönen Autos zu starten, auf denen auch noch viele hervorragende Fahrer sitzen.“
Die beiden 60er-Jahre-Sportwagen in der ersten Startreihe sind ein Beleg für die Öffnung des Rennens für die etwas jüngere Rennhistorie. Mit dem Elva MK7S vom Oliver Hartman und dem Lotus 19 von Jakob Viggo Hostein standen auch in der zweiten Startreihe Vertreter dieser Fahrzeuggeneration. Vielleicht eine richtungweisende Entwicklung, wie der Organisator des Sportwagen-Meetings Hubertus Graf Dönhoff findet: „Wir wollen das Rennen in Zukunft noch etwas weiter zugänglich machen für jüngere Baujahre, die aber auf vergleichbarem Leistungsniveau liegen müssen. Eine Öffnung etwa bis zum Jahrgang 1970
könnte uns in Zukunft spannende Abarths und Alpines bescheren.“ Und so könnten in Zukunft noch mehr Fahrzeuge, wie der bildschöne Renault Alpine A210 am Start stehen, mit dem Gaby von Oppenheim in den Kampf um die vordersten Plätzen im Rennen eingriff: Ihr Fahrzeug stand 1966 und 1967 in Le Mans am Start.
Lohnenswert in diesem Rennen ist aber immer auch der Blick in das hintere Feld. Denn gerade auch der Kampf in den einzelnen Klassen macht den Reiz aus. Hier finden sich etwa kleinvolumige Rennwagen, wie die drei MG Twincam, die ein britisches Team mit an den Ring bringt. Neil Burnside (#23) etwa pilotiert einen der Rennwagen von 1959, der damals bereits bei den 1000km hier am Nürburgring eingesetzt wurde – ebenso wie das Schwesterfahrzeug von Mark Ellis / Christopher Wills (#24), das 1961 und 1962 beim 1000km-Rennen in der Eifel fuhr.