Moderne Supersportwagen und historische Rennfahrzeuge: Für manchen Puristen grenzte es an ein kleines Sakrileg, als der AvD vor einigen Jahren begann, auch zeitgenössischen Motorsport ins Programm einzubinden. Doch inzwischen ist das nicht nur völlig akzeptierte Praxis geworden – die Klassiker von morgen bereichern auch die Veranstaltung. Denn gerade die Supersportwagen aus dem International Audi R8 LMS-Cup und der FCD Racing Series passen ganz hervorragend zu ihren automobilen Ahnen in den anderen Rennen und Demoläufen des Wochenendes.

Ex-DTM-Champion Frank Biela unterstützt die Youngster

„Endlich wieder Motorsport“ – das dürften sich die Piloten im Audi R8 LMS-Cup denken, die an diesem Wochenende ihre Corona-Zwangspause beenden. Dass der Saisonauftakt nun beim Höhepunkt der historischen Motorsport-Highlight stattfindet, das finden die Protagonisten positiv. „Ich persönlich mag die Kombination von alten und neuen Fahrzeugen – sowohl zum Anschauen als auch zum Fahren“, sagt Frank Biela (56). Der ehemalige DTM-Pilot (Meister der Saison 1991) fühlt sich beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix wohl. „Der Mix ist doch interessant, natürlich ist das aber auch Geschmacksache. Wir sind als Rennserie froh, dass wir hier an den Start gehen können.“

An diesem Wochenende sind auch einige historische Audi-Modelle am Start, für Biela sind mit ihnen auch spezielle Erinnerungen verbunden. „Hier sind viele Fahrzeuge aus Motorsport-Epochen, die ich selbst erlebt habe. Darunter sind auch alte DTM-Fahrzeuge , die ich sehr gut kenne, weil sie aus der Zeit stammen, als ich neu in die Serie kam. Da werde ich selbst zum Fan – und finde es manchmal fast zu schade, diese Autos im Rennen einzusetzen.“ Der heutige Markenbotschafter der Ingolstädter kennt sich mit historischem Material bestens aus, und bewegt bei Demofahrten auch immer wieder Stücke der Werkssammlung – vom Le-Mans-Prototypen bis hin zu den Auto-Union-Rennwagen der Vorkriegszeit. „Wenn ich vor der Wahl stehe, etwas Modernes oder etwas Uraltes zu fahren, dann wähle ich eher das alte Modell“, gibt er aber zu.

Dieses Wochenende allerdings gehört seine volle Aufmerksamkeit den Youngstern: Im Auftrag von Audi Customer Racing unterstützt Biela die jungen Piloten dabei, ihr Einsatzfahrzeug besser zu verstehen, Datenauswertungen zu lesen, den Fahrstil anzupassen – normalerweise allerdings aus der Sicht von der Boxenmauer. „An diesem Wochenende darf ich aber auch selbst einmal ins Auto steigen“, grinst der gebürtige Neusser, der den GT4-Renner auch aus der Fahrerperspektive zu schätzen weiß: „Der R8 LMS ist im Cup-Setup neutral und beherrschbar, ein angenehmer Rennwagen. Natürlich ist die Aufgabe dann um so anspruchsvoller, wirklich schnell zu sein.“ Und diese Unterstützung kommt gut an. Tom Spitzenberger (21) ist einer der Piloten im Cup und sagt: „Schon richtig cool, mit jemanden wie Frank Biela zu arbeiten und auch im gleichen Starterfeld zu sein. Gerade mit der Datenanalyse hat er eine Riesenerfahrung, das bringt richtig viel.“ Und auch der schwäbische Youngster weiß das Umfeld beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix zu schätzen: „Die klassischen Rennwagen mag ich sehr – insbesondere die alten DTM-Fahrzeuge und natürlich die Formel-1-Wagen mit ihren V10- und V12-Motoren.“

Saisonhöhepunkt für den Ferrari-Club

Auch bei der zweiten „modernen“ Rennserie des Wochenendes kommt die Mischung aus zeitgenössischen und historischen Fahrzeugen gut an. Hier ist sie sogar Programm: „In der FCD Racing Series sind letztlich alle von Ferrari produzierten Sportwagen zugelassen“, beschreibt Walter Ben Dörrenberg, der als Vorsitzender des Ferrari Club Deutschland die Mischung aus Rennwochenende und Clubtreffen der „Ferraristi“ federführend organisiert. Wobei die Challenge selbst schon eine kleine Reise in die Markenhistorie der Italiener darstellt: „Unser ältestes Fahrzeug ist auch das Highlight hier – ein 348 Competizione, von dem es noch rund ein halbes Dutzend Exemplare gibt. Der macht Radau wie ein großer, auch wenn er nicht der Schnellste ist“, lacht Dörrenberg. Der Rest des Starterfeldes dokumentiert die Markenhistorie bis zum 488 GT3 als aktuellem Modell.

Doch passen die Italo-Sportwagen mit historischem Racing zusammen? Das haben die Serienorganisatoren und die Veranstalter des AvD-OGP ebenfalls diskutiert, bevor die Serie in das Programm integriert wurde. „Ich glaube, wir passen ganz gut hierher“, sagt Walter Ben Dörrenberg. „Das Publikum beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix spiegelt uns immer wieder, dass auch die modernen Fahrzeuge ankommen und auf Interesse stoßen. Der Mix von Alt und Jung tut der Veranstaltung also nicht weh, sondern sorgt im Gegenteil für eine gute Ergänzung.“

Auch bei den Teilnehmern kommt der Start im historischen Umfeld gut an. „Für uns als Club ist der AvD-Oldtimer-Grand-Prix das Event des Jahres“, sagt Clubchef Dörrenberg. „Auch die FCD Racing Series tritt hier mit einem größeren Teilnehmerfeld an als bei anderen Rennen. Der Nürburgring ist eine der prominentesten Strecken der Welt. Schon die Atmosphäre hier steht für sich.“