Das Feld der zweisitzigen Rennwagen und GT bis 1960/61 ist auch in diesem Jahr gespickt mit Raritäten und bemerkenswerten Fahrzeugen. In dem mit über 40 erstklassigen Fahrzeugen gut gefüllten Feld stechen erneut so viele legendäre Fahrzeuge heraus, dass Klassikexperten mit der Zunge schnalzen. Wem der Expertenstatus abgeht, darf sich ebenso freuen, denn dieses Feld ist ein Festival, in dem einige der vielleicht schönsten je gebauten Sportwagen versammelt sind. Alleine vier Maserati A6 GCS sind genannt – das Modell gilt mit 40 Siegen als einer der erfolgreichsten Sportwagen der Motorsportgeschichte. Dazu gesellen sich drei der legendären Birdcage-Maserati und ein 300S des gleichen Herstellers. Porsche ist durch den 904 und den RSK 718 vertreten, Ferrari durch einen SWB und einen Dino 260S. Natürlich fehlen Jaguar C- und D-Type ebenso wenig wie der Mercedes-Benz 300 SL. Beim Abendrennen am Samstag – dem stimmungsvollen Höhepunkt des AvD-Oldtimer-Grand-Prix – nimmt der Lotus XI Le Mans des Schweizers Markus Jörg die Pole Position ein.
Vieles dreht sich in diesem feinen Starterfeld um eine sehr besondere Ära im Motorsport und im Sportwagen-Bau. Um einen Einblick zu bekommen, lohnt sich das Benzingespräch mit den Menschen, die diese Fahrzeuge bewegen. In einem Mercedes-Benz 300 SL von 1955 nimmt etwa eine Österreicherin Platz, die auch im Hauptberuf rasant unterwegs ist: Laura Kraihamer fährt als Werkspilotin einen KTM X-BOW GTX in der Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS) und teilt sich den 65 Jahre alten Traumsportwagen mit Hans Kleissl. Sie hat einen direkten Vergleich zwischen Hightech-Sportwagen von heute und dem legendären Flügeltürer, der natürlich zu seiner Zeit ebenfalls State of the Art war. „Der Vergleich ist natürlich schwierig“, sagt Kraihamer mit Blick auf beide Fahrzeuge. „Aber ich komme bei dem Mercedes ins Staunen – das ist ein richtiges Rennauto. Ich ziehe wirklich den Hut vor dem Engineering, dass in diesen Fahrzeugen steckt.“
Natürlich: Die Technik hat sich seit Mitte der 50er weiterentwickelt. „Im Vergleich zum KTM-GT aus der NLS muss ich mich natürlich sehr umgewöhnen. Ich bin daran gewohnt, in einer ganz ruhigen Umgebung voller Technik hinter dem Lenkrad zu sitzen. Im 300 SL ist es ganz anders – da arbeitet alles im Auto, es riecht und klappert. Die Hinterachse arbeitet. Die Trommelbremsen sind ein ganz eigenes Thema, denn sie lassen über die Distanz nach. Im KTM geht es immer auch darum, maximal spät zu bremsen – das bringt die Zeiten. Im historischen Fahrzeug muss man da wesentlich vorsichtiger sein und immer zwei Meter zusätzlichen Platz lassen.“ Bei aller Vorsicht schaut sie mit Respekt auf die Teilnehmer in diesem außergewöhnlichen Starterfeld, in dem „diese Fahrzeuge gekonnt am Limit bewegt werden. Man spürt wie viel Erfahrung sie mit diesen Kostbarkeiten haben. Es ist ein cooles Umfeld. Wenn man in diesem Auto sitzt und gemeinsam mit diesen tollen Autos seine Runden dreht – das ist ein absolutes Privileg.“ Und für die Profipilotin (im KTM X-Bow umrundet sie die über 25 km lange 24h-Streckenvariante in deutlich unter neun Minuten) bringt das Wochenende beim Oldtimer-Grand-Prix damit neue Perspektiven – und ein wenig Spaß: „Der SL fordert mich, weil er ein für mich erstmal unbekanntes Fahrzeug ist, es ist ein ganz anderes Fahren, als ich es sonst kenne. Das fordert mich zu 100 Prozent. Und: Es fordert auch Mut, weil man genau weiß, in welcher Kostbarkeit man da sitzt. Aber natürlich genießt man das auch ein wenig.“