Wenn die ältesten Fahrzeuge des Wochenendes den Asphalt des Nürburgrings in Angriff nehmen, dann zählen ausnahmsweise nicht die Rundenzeiten und Positionen, sondern die Zuschauer dürfen sich schlicht am Anblick der teilweise über 100 Jahre alten Rennwagen erfreuen. Die Vintage Sportscars treten zu einem reinen Fahrevent ohne jede sportliche Wertung an. Natürlich: Hier am Ring dürfen dabei die imposanten Kompressor-Mercedes nicht fehlen, die in den Gründerjahren des Nürburgrings unter unvergessenen Piloten wie Rudolf Caracciola zu den Siegertypen gehörten. Oder auch die Sportwagen der 30er, wie der BMW 328. Einen dieser Zweiliter-Sportler fährt Uli Sauer, der an diesem Wochenende die 51. Teilnahme beim Oldtimer-Grand-Prix absolviert und damit der Starter mit den bei weitem meisten Teilnahmen ist. In diesem Jahr mischt sich aber auch eine Gruppe bemerkenswerter Hubraum-Giganten unter das Teilnehmerfeld, die viele Blicke auf sich zieht: Vier American La France sind vom Bodensee angereist, die mit ihren 14,5 Litern Hubraum und enormen Fahrzeugmaßen auf sich aufmerksam machen.
So groß sind die Americin-La-France-Fahrzeuge, dass man glatt an einen Lkw denken könnte – und damit liegt man nicht falsch. Ursprünglich wurden diese Fahrzeuge für Feuerwehren gebaut, fanden durch ihre Leistungsdaten aber auch den Weg in den Rennsport. Das älteste Fahrzeug im Feld fährt Armin Wanschura, der in seinem American La France 75 von 1918 auf eigener Achse vom Bodensee aus angereist ist – gemeinsam mit der ganzen Gruppe der US-Boliden. „Das Auto stand 50 Jahre, bevor wir ihn nach Deutschland holten und komplett restauriert haben“, beschreibt er. „Die ganze Gruppe packt bei solchen Projekten mit an“ – und dennoch dauerte es gut zwei Jahre, bis das Mobil wieder lief. Und das offenbar sehr gut: Gemeinsam fuhren die vier Fahrzeuge aus Baden-Württemberg bis in die Eifel. „Auf der Autobahn läuft das Auto gemütliche 100 km/h oder etwas mehr“, beschreibt Wanschura. Er fand übrigens selbst schon als 15-Jähriger in den Motorsport, doch sein erster eigener Rennwagen hatte nicht nur vom Hubraum her betrachtet andere Dimensionen: Es war ein Fiat 850 Sport.
Die Gruppe aus Schwaben zeichnet sich überdies nicht nur durch ihre bemerkenswerten Fahrzeuge aus, sondern auch durch echten Spirit: „Wir sind wirklich ein Haufen Verrückter“, lacht Mario Oertel, dessen American La France 75 von 1923 stammt. Mit viel Augenzwinkern fügt er hinzu: „Solche Autos lacht man sich nur an, wenn man falsche Freunde hat und dem Gruppenzwang unterliegt“. Vor weit über 20 Jahren fand das erste Fahrzeug den Weg in die Bodenseeregion. „Seitdem kam eines zum anderen“, sagt Oertel. Das gemeinsame Hobby schweißt natürlich zusammen:
„Wir sind ein enger Freundeskreis, und natürlich geht immer etwas kaputt und muss repariert werden. 99 Prozent der Ersatzteile müssen dabei selbst gebaut werden. Da ist es immer gut, wenn man jemanden hinter sich hat, der schiebt und sagt: Komm, lass uns weitermachen.“ Das gilt erst recht wenn es um die Restaurierung geht, denn meist ist die Substanz „ein Häufchen Elend“, das aufwändig von Grund auf wieder auf die Reifen gestellt werden muss. Doch wenn die 105 bis 125 PS starken Riesen einmal laufen, dann laufen sie. Dann ist auch die Anreise auf eigener Achse Ehrensache. „Das ist doch ein Fahrzeug, kein Standzeug“, sagt Oertel mit großem Selbstverständnis.